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Krebserkrankungen in Deutschland – Wie sieht die aktuelle Entwicklung aus?

In den letzten Jahrzehnten zeigt sich für Krebserkrankungen insgesamt eine steigende Tendenz in den absoluten Erkrankungszahlen. Wesentlicher Grund dafür ist der zunehmende Anteil älterer Menschen in der Bevölkerung, vor allem durch die kontinuierlich steigende Lebenserwartung. Das Erkrankungsrisiko bei den meisten Krebsarten steigt mit zunehmendem Alter.

Rechnet man diesen Effekt heraus ("altersstandardisierte Raten"), sind Zahlen in Deutschland zumindest seit dem Jahr 2000 in der Summe relativ stabil. Seit etwa 2008 ist sogar eher ein leichter Rückgang zu erkennen. Dazu tragen vor allem die überwiegend rückläufigen Trends der häufigsten, in untenstehender Tabelle aufgeführten Krebsarten bei. Die Ausnahme bildet Lungenkrebs bei Frauen, hier steigen die Erkrankungsraten weiterhin an.

Bei den einzelnen Krebsarten zeigen sich allerdings zum Teil deutliche Veränderungen nach oben oder nach unten. Da sich Entstehungsmechanismen, Risikofaktoren und auch die Diagnosemöglichkeiten zwischen den verschiedenen Tumorarten unterscheiden, wirken sich Veränderungen im Lebensstil und in den diagnostischen Möglichkeiten unterschiedlich auf die Häufigkeit einzelner Krebsarten aus. Aufgrund der oft langen Latenzzeiten werden Veränderungen, etwa der Rauch- oder Ernährungsgewohnheiten, jedoch häufig erst nach Jahrzehnten in der Krebsstatistik sichtbar.

Die geschätzte Zahl der häufigsten Krebsneuerkrankungen in Deutschland 2011
FrauenMänner
Krebs gesamt
(C00-C97
ohne C44)
228.300Krebs gesamt
(C00-C97
ohne C44)
255.300
Brust (C50)69.700Prostata (C61)64.500
Darm (C18-C21)28.700Lunge (C33-C34)35.100
Lunge (C33-C34)17.600Darm (C18-C21)34.300
Gebärmutterkörper (C54-C55)11.100Harnblase (C67)11.100
Malignes Melanom
der Haut (C43)
10.100Malignes Melanom
der Haut (C43)
10.200
Bauchspeichel-drüse (C25)8.000Mundhöhle und Rachen
(C00-C14)
10.000
Eierstöcke (C56)7.800Magen (C16)9.600
Non-Hodgkin-Lymphome
(C82-C88)
7.600Niere (C64)9.000
Magen (C16)6.500Non-Hodgkin-Lymphome
(C82-C88)
8.600
Leukämien
(C91-C95)
6.000Bauchspeichel-drüse (C25)8.300
Niere (C64)5.600Leukämien
(C91-C95)
7.500

Einfluss von Ernährung

Beim Magenkrebs beispielsweise zeigen sich in Deutschland seit mehr als 30 Jahren kontinuierlich sinkende Erkrankungsraten. Die Gründe hierfür liegen unter anderem in veränderten Ernährungsgewohnheiten, vor allem durch verbesserte Konservierungsmethoden von Lebensmitteln. Stark gesalzene, gepökelte und geräucherte Nahrungsmittel können die Tumorentstehung begünstigen. Diese Methoden haben im Zeitalter des Kühlschranks an Bedeutung verloren.

Bei Darmkrebs sinken die altersstandardisierten Neuerkrankungsraten etwa seit Beginn des Jahrtausends. Die Ursachen hierfür sind nicht eindeutig. Möglicherweise trägt die Einführung der Darmspiegelung als Früherkennungsmaßnahme dazu bei, Ernährungsgewohnheiten oder andere Faktoren können eine zusätzliche Rolle spielen.

Rauchen ist ein Risikofaktor

Eindeutig ist hingegen der Effekt des Rauchens auf Lungenkrebs. Bei Männern hat sich der Tabakkonsum in den letzten Jahrzehnten verringert, was sich auch in rückläufigen Neuerkrankungsraten widerspiegelt. In der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts haben hingegen zunächst immer mehr Frauen zur Zigarette gegriffen, so dass sich bei ihnen seit einiger Zeit steigende Erkrankungsraten zeigen. Rauchen beeinflusst als Risikofaktor noch weitere Krebsarten, beispielsweise Kehlkopf- und Blasenkrebs. Auch hier zeigt sich bei Männern ein Rückgang der Erkrankungsraten.

Krebserkrankungen in Deutschland

Interaktive Datenbankabfrage zu Krebserkrankungen in Deutschland: www.krebsdaten.de/abfrage

Beim Schilddrüsenkrebs hingegen sind etwa seit der Jahrtausendwende kontinuierlich steigende Erkrankungsraten zu beobachten. Hiervon sind überwiegend junge Erwachsene, vor allem Frauen, betroffen. Die Zunahme betrifft ausschließlich den papillären Typ mit sehr guter Prognose. Dieser Trend ist in ähnlichem Ausmaß auch in vielen anderen Ländern zu beobachten und wird am ehesten auf bessere bzw. intensivere medizinische Diagnostik zurückgeführt, etwa im Rahmen der Abklärung anderer Schilddrüsenerkrankungen. 

Langfristig sind auch die Erkrankungsraten beim Leberkrebs (Männer) und Bauchspeicheldrüsenkrebs (Männer und Frauen) angestiegen, hier sind die Gründe noch weitgehend unklar. Die Zahlen beim malignen Melanom (schwarzer Hautkrebs) haben ebenfalls bei beiden Geschlechtern über eine lange Zeit deutlich zugenommen. Dies lässt sich auf eine vermehrte Belastung mit UV-Licht zurückführen, unter anderem bedingt durch verändertes Freizeitverhalten. Zusätzlich gab es einen kurzfristigen Anstieg nach Einführung des Hautkrebsscreenings im Jahr 2008. Seitdem wurden deutlich mehr Melanome –  vor allem im frühen Stadium – diagnostiziert.

Stand: 30.01.2015

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