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Prostatakarzinom: Unterschiede in der Behandlung zwischen Deutschland und den USA

Bei der Erstbehandlung von Prostatakarzinomen mit niedrigem Risiko (low-risk) fällt die Therapiewahl in Deutschland oft anders aus als in den USA, zeigt eine aktuelle Studie. Während in den Vereinigten Staaten eher bestrahlt wird, wird die Prostata in Deutschland häufiger komplett entfernt (radikale Prostatektomie). Außerdem wird in den USA zunehmend häufiger beobachtet und abgewartet („Watchful waiting“).

Um die Behandlungsmethoden in den beiden Gesundheitssystemen zu vergleichen, werteten Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler um Dr. Benjamin Hager vom Uniklinikum Dresden Daten von 132.506 US-amerikanischen und von 54.159 deutschen Patienten aus. Es wurde jeweils der Zeitraum von 2004 bis 2011 betrachtet.

Während radikale Prostatektomie in Deutschland bei rund zwei Drittel der Patienten insgesamt zum Einsatz kam, war dies in den USA nur etwa bei einem Drittel der Fall. In den Vereinigten Staaten wurden die Tumore stattdessen häufiger bestrahlt als in Deutschland (38,4 Prozent im Vergleich zu 11,8 Prozent).

Beobachtendes Abwarten in den Leitlinien verankert

Ein weiterer wichtiger Unterschied: Das beobachtende Abwarten („Watchful Waiting“) spielt in den USA eine größere Rolle. Während des Beobachtungszeitraums stieg der Anteil der Patienten, bei denen zunächst keine aktive Therapie begonnen wurde, von 18 Prozent auf 33 Prozent an. In Deutschland hingegen lag dieser Anteil zunächst stabil bei etwa 15 Prozent. Erst seit 2009 gehen auch deutsche Ärzte die Therapie etwas zurückhaltender an: Im Jahre 2011 wurde jeder fünfte Patient erst einmal beobachtet. Dass dieser Trend in Deutschland zeitverzögert einsetzt, liegt offenbar mit daran, dass die Leitlinien hier erst zu einem späteren Zeitpunkt aktualisiert wurden. Inzwischen wird auch hier das „Watchful waiting“ als Option bei einem lokalen Prostatakarzinom mit niedrigem Risiko einer weiteren Ausbreitung deutlich betont. Künftig sollen in Deutschland vor allem Auswertungen aus klinischen Krebsregistern zeigen, inwieweit die Empfehlungen von Leitlinien in der Klinik umgesetzt werden.

Datenbasis: Die US-Daten stammen aus SEER (Surveillance Epidemiology and End Results), die deutschen aus vier epidemiologischen Krebsregistern (Bayern, Rheinland-Pfalz, Schleswig-Holstein sowie GKR - Gemeinsames Krebsregister der neuen Bundesländer und Berlin). An der Publikation beteiligt waren auch Wissenschaftler des ZfKD und der datenliefernden Register.

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Publikation in "Radiotherapy and Oncology"

Stand: 18.06.2015

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