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Wie häufig sind Krebserkrankungen bei Eltern minderjähriger Kinder?

Besorgte Mutter küsst trauriges Mädchen auf die Stirn. © StockSnap/ PixabayQuelle: © StockSnap/ Pixabay

Krebserkrankungen von Eltern minderjähriger Kinder und Jugendlicher stellen für Familien eine besondere Belastung dar. Auch an Behandelnde und betreuende Einrichtungen, wie beispielsweise Krebsberatungsstellen, stellt dies erhöhte Anforderungen. Doch wie viele Kinder beziehungsweise Familien sind in Deutschland davon betroffen?

Die Antwort darauf kann weder aus der amtlichen Statistik noch direkt aus den Krebsregisterdaten ermittelt werden. Jedoch kursieren hierzu unterschiedliche Angaben im Internet.
Um die Zahl der Familien mit mindestens einem an Krebs erkrankten Elternteil möglichst plausibel abzuschätzen, haben wir Daten des Mikrozensus sowie die Statistik des Alters von Müttern und Vätern bei der Geburt hinzugezogen. Mit diesen beiden Statistiken lässt sich die aktuelle Altersverteilung von Eltern mit minderjährigen Kindern relativ genau ermitteln. Mit Hilfe der altersspezifischen Erkrankungsraten aus den Krebsregisterdaten lässt sich die Zahl der betroffenen Familien beziehungsweise Kinder schätzen.

Rund 37.000 Elternteile von Krebserkrankung betroffen

Von den rund 15 Millionen in Deutschland lebenden Eltern minderjähriger Kinder erkranken dieser Abschätzung nach jährlich rund 37.000 - davon 20.000 Mütter - neu an Krebs. Während bei Müttern Brustkrebs als die mit Abstand häufigste Diagnose errechnet wurde und fast die Hälfte aller Krebserkrankungen in diesem Lebensabschnitt ausmacht, verteilen sich die Diagnosen bei Vätern auf verschiedenste Krebserkrankungen. Die häufigsten sind Lungen-, Darm-, Prostata- sowie Blut- beziehungsweise Lymphdrüsenkrebs mit einem Anteil von jeweils gut 10 Prozent. Pro Jahr sind schätzungsweise rund 50.000 Kinder von einer neu festgestellten Krebserkrankung eines Elternteils betroffen.

Eine Krebserkrankung verändert das Familienleben jedoch in den allermeisten Fällen nicht nur im ersten Jahr der Erkrankung. Die Dauer hängt von der genauen Diagnose und vor allem vom individuellen Verlauf der Erkrankung ab und lässt sich nicht genau beziffern. Legt man die 5-Jahres-Prävalenz von Krebserkrankungen zugrunde, leben in Deutschland etwa 117.000 Familien mit einem oder mehreren minderjährigen Kindern, in denen mindestens ein Elternteil in den letzten 5 Jahren an Krebs erkrankt ist. Rund 152.000 oder gut ein Prozent der Kinder und Jugendlichen in Deutschland befinden sich aktuell in einer solchen Situation.

Vorstufen in der Rechnung nicht berücksichtigt

Den oben genannten Schätzungen liegt die Annahme zugrunde, dass sich das altersspezifische Erkrankungsrisiko zwischen Eltern und kinderlosen Erwachsenen nicht wesentlich unterscheidet. Nicht berücksichtigt wurde, dass insbesondere frühe Schwangerschaften sowie Stillzeiten einen Schutzfaktor für Krebserkrankungen der Brust, Eierstöcke und Gebärmutterkörper darstellen, während das Erkrankungsrisiko für Gebärmutterhalskrebs nach Geburten erhöht ist. Insgesamt dürften die oben genannten Zahlen demnach geringfügig überschätzt sein.
Auf der anderen Seite sind Vorstufen einer Krebserkrankung, wie in-situ Karzinome der Brust oder des Gebärmutterhalses nicht berücksichtigt, obwohl auch sie mit einer Belastung verbunden sind. Ebenfalls nicht berücksichtigt sind Krebserkrankungen der Haut (abgesehen vom Melanom), die jedoch in der Regel erst im höheren Alter auftreten und nur selten lebensbedrohlich verlaufen.

Weiterführende Informationen

Stand: 17.04.2019

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